Karussellfahrt mit Jigs und Reels und Polkas

"Whirli Gig": Junge Musiker waren überwältigt vom Erfolg des ersten selbstorganisierten Konzerts

 

Von Annika Koch (Brauschweiger Zeitung 3. Mai 2001

 

whirli gig - Brauschweiger Zeitung 3. Mai 2001
whirli gig - Brauschweiger Zeitung 3. Mai 2001

Die eine kommt vom Country, die andere von der Klassik: Eine multimusikalische Band. Die Liebe zu Irish Folk schweißt die Fünf zusammen: "Wir haben alle schon mal andere Musikrichtungen ausprobiert und sind zum Irish Folk zurückgekehrt", meint Tanja Voigt, die sich in einer Country-Band versuchte. Birgit Glatzle kommt von der klassischen Musik: "Ich habe 15 Jahre Geige gespielt." Am Anfang fiel es ihr schwer, ohne Noten zu spielen.

 

"In Zeiten von Riverdance ist Irish Folk ein Selbstläufer" Ralf Hauer, Gitarrist und Sänger der jungen Braunschweiger Band Whirli Gig, möchte nicht auf den aktuellen Trend aufspringen. Eine schreckliche Vorstellung für die Musiker: "Wenn zum irischen Volkslied ,Wild Rover' die Zuhörer ,An der Nordseeküste' mitsingen." Wegen der gleichen Melodie.

 

Entstanden ist die Band aus der Irish Folk Session in der Brunsviga. Ralf Hauer kam später dazu. Das war im Juli vergangenen Jahres. Im September gründete sich die Band. Im Irland-Pavillon auf der Expo ist Ralf auf diesen Begriff, der wörtlich übersetzt "Karussell" bedeutet, gestoßen. Die Band war sofort begeis-tert. "Ein lustiges Wortspiel", finden sie. Denn wenn man beide Wörter einzeln übersetzt, gewinnt Whirli Gig eine ganz neue Bedeutung: wirbelnder Auftritt. "Das passt zu uns."

 

Die ursprüngliche Idee: "Wir woll-ten die Songs interessanter machen" Die Lieder, die sie nachspielen, sind traditionelle irische Volks-lieder. "In einen Song haben wir zum Beispiel eine zweite Stimme eingebaut, andere haben wir mit Tunes variiert", erklärt Sängerin und Fiddle-Spielerin Birgit Glatzle. Tunes - das sind schnelle Instrumentalstücke. Improvisation gehört zu den Jigs, Reels und Polkas - den typische irischen Takten - dazu.

 

Die Bodhrán, eine irische Trommel, das Mandoloncello, die "große Schwester" der Mandoline, oder die Querflöte verleihen den Liedern den typisch irischen Klang. Insgesamt haben sie acht unterschiedliche In-strumente eingebaut. Ralf Hauer und Jens Kinzel (Mandoloncello, Gitarre, Gesang) üben schon fleißig am Banjo und der Mandoline. "Faszinierend sind die Geschichten, die hinter den Songs stehen", schwärmt Birgit Glatzle. Das Lied "Grey Se1chie" zum Beispiel. Eine melancholische Ballade über ein Fabelwesen , das seine Geliebte verdammte.

 

Überwältigt war Whirli Gig von dem Erfolg ihres ersten Konzerts am 20. April. Nicht mal mehr ein Stehplatz war in der Brunsviga zu ergattern. "Wir mussten sogar 20 bis 30 Leute wieder nach Hause schicken", bedauert Sängerin Tanja.

 

Pech für die einen, Glück für die anderen: "Wir haben das Konzert auf eigene Faust organisiert und auch das Risiko selbst getragen" Ganz anders als bei den anderen Auftritten, erzählt Volker Itze (Flöte, Harfe, Whistles). Sechs Mal hat die junge Braunschweiger Band bisher vor größerem Publikum gespielt - zum Beispiel bei der Celtic-Night in Peine im vergangenen Oktober. Während sie bei den Engagements immer nur etwa eine Stunde spiel-ten, dauerte das Programm beim Konzert fast drei Stunden. "Eine große Herausforderung für uns", er-klärt Birgit. "Schließlich spielen wir erst seit einem halben Jahr zusammen."

 

Im Schnitt einmal pro Monat ein Auftritt - das reicht den Musikern. "Der Spaß an der Sache ist uns wichtig, wir wollen mit unserer Musik nicht reich werden", sagt Ralf Hauer bestimmt. Die fünf Bandmitglieder treffen sich jede Woche zum Proben im Wohnzimmer. Das geht Reihum. "Selbst meine WG hat sich inzwischen daran gewöhnt", sagt Birgit Glatzle lachend.